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Mannheimer Morgen: „Verantwortung nicht wegschieben“

Neuostheim Niko Paech diskutiert mit Karl-von-Drais-Schülern über Nachhaltigkeit im Klimaschutz

„Verantwortung nicht wegschieben“

Professor Niko Paech ist Begründer der Postwachstumsökonomie. Und der studierte Volkswirt lebt, was er lehrt. Er nutzt kein Flugzeug, besitzt kein Auto, kein Haus, keinen Computer und kein Smartphone. An der Universität Siegen lehrt er Alternatives Wirtschaften und Nachhaltigkeit, Gemeinwesenorientiertes Wirtschaften und eben Postwachstumsökonomie. Vor dem Hintergrund des aktuellen Schülerengagements für Klimaschutz an der Karl-von Drais-Schule hatte der Leiter der Fachschaft NWT, Richard Leiner, den hochkarätigen Referenten zum Thema „Nachhaltigkeit im Klimaschutz“ für einen Vortrag an der Schule gewinnen können.

Gegner grünen Wachstums
„Alle Anstrengungen, eine nachhaltige Entwicklung zu installieren, sind krachend gescheitert“, konstatierte der Ökonom zu Beginn seiner Ausführungen. Auf der anderen Seite würden die kaum noch vorhandenen Ressourcen immer stärker geplündert. Paech ist ein entschiedener Gegner des „Grünen Wachstums“, da Verantwortung an Dinge delegiert werde. Also: Autos verbrauchen immer weniger Treibstoff, die Anzahl der Passivhäuser nimmt zu und ebenso die Photovoltaikanlagen, so die Argumente. Keiner sei bereit, die Verantwortung für den CO2-Ausstoß zu übernehmen. „Wer sich zu viel nimmt, will entweder keine globale Gerechtigkeit oder keinen Klimaschutz“, sagte Paech. Für ihn ist es wichtig, als Mensch nur in dem Maß ökologische Schäden zu hinterlassen, die sich global gesehen in einem übertragbaren Rahmen halten. Bei rund 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde bedeute dies, dass der von jedem einzelnen Menschen verursachte CO2-Ausstoß 2,5 Kilogramm nicht übersteigen dürfe. Doch aktuell liege der CO2-Ausstoß in Deutschland pro Kopf bei etwa elf Kilogramm. Erforderlich sei ein verändertes Bewusstsein.

Um das Überleben der Menschheit zu sichern, ist laut Paech eine Einschränkung des individuellen Lebensstils vonnöten. Eine Flugreise nach Barcelona sei so gesehen für die diesjährige Klassenfahrt nicht drin, beantwortete er die Frage der Schüler. Die Fahrt per Bus oder Bahn aber schon. Die von Paech vertretene Postwachstumsökonomie geht von einer Gestaltung durch Reduktion aus. „Das kommt der Umwelt und auch dem Menschen zugute“, sagte er. Auch bei Lebensstil und Konsum – der Frage, ob man beispielsweise immer das allerneueste Smartphone oder die topangesagte Jeans haben muss – gebe es eine Sättigungsgrenze, jenseits derer sowieso die Zeit fehle, bereits Erworbenes zu genießen. Paech: „Die Konzentration auf das Wesentliche ist die Logik des gelungenen Konsums.“

Geht ans Persönliche
Schülerin Nisa fand seinen Vortrag „gut und interessant“. „Man lernt was dazu“, sagte die Neuntklässlerin. Sie selbst würde aber eher weniger Fleisch essen und weniger Kleidung kaufen. „Nicht zu Fliegen, ist eher schwer“, meinte sie. Salam aus Klasse 10 fand den Vortrag „gut und verständlich“. „Das geht auch persönlich an uns ran“, sagte er. Auch sie als Schüler könnten etwas für die Umwelt tun und sich über viele Sachen mehr Gedanken machen, fand Salam.

© Mannheimer Morgen, Freitag, 22.02.2019

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